In den antiken Kulturen Irans und Indiens ist der „Deev“ (Dämon) ein Geschöpf mit zwei unterschiedlichen Bedeutungen. Die ursprüngliche Deutung als „Daiwa“ oder „deva“ im indogermanischen Raum ist mit Licht und Inspiration verbunden, während der Deev später im Iran im Zusammenhang mit dem Erlangen der politischen Unabhängigkeit zum Symbol für Dunkelheit und Chaos wurde. In alten Überlieferungen sind Deevs als menschenähnliche Kreaturen mit Hörnern, Schwanz und vorstehenden Zähnen beschrieben, die nachts auftauchen und ihre Kräfte aus der Dunkelheit beziehen. Sie mischten sich ins alltägliche Leben ein und wurden für Verluste und mysteriöse Vorkommnisse verantwortlich gemacht. Bis heute werden Ängste, Misserfolg und Unglück – also Zustände und Ereignisse, die sich einer logischen Erklärung entziehen – den Deevs zugeschrieben, ähnlich den Göttern der antiken griechischen Mythologie, die zur Erklärung von Naturphänomenen und unvorhersehbaren Ereignissen herangezogen wurden. Solche Figuren boten den Menschen eine Möglichkeit, dem Chaos um sie herum einen Sinn zu geben und dienten als Erklärung für Geschehnisse, die sich der Kontrolle oder dem menschlichen Verständnis entziehen.
DEEVAN* repräsentiert „queere Bürger*innen“ weltweit – Menschen mit Migrationshintergrund, deren Identität– wie die von Deevs – von Unklarheit/Ambiguität geprägt ist. Auch sie sind einem vergleichbaren Mechanismus in der „Angst vor dem Unbekannten“ ausgesetzt, werden als fern und unzugänglich wahrgenommen, während ihre Gedanken und Identitäten unbekannt, fremd und unerreichbar bleiben. Die Gegenüberstellung der Begriffe soll jedoch keine Gleichsetzung suggerieren, sondern die Komplexität jener Identität untersuchen, die durch Migration entsteht. DEEVAN* sind Künstler*innen, die sich im Grenzbereich zwischen den Kulturen bewegen und dabei immer wieder die Komplexität von Ungewissheit und Wandel durchschreiten. In dieser Ambiguität beschäftigen sie sich mit einigen der tiefgreifenden Fragen über Existenz, Zugehörigkeit und Widersprüche in der Gesellschaft.
Um Stereotype zu überwinden und eine neue Perspektive auf die nächste Generation von Diaspora-Künstler*innen zu gewinnen, ist es wichtig, Räume zu schaffen, in denen das Auftauchen des Unbekannten und Unerforschten willkommen ist. DEEVAN* schließen sich zusammen, um Ausstellungen zu übernehmen, sie von alten Definitionen zu entrümpeln und sie immer wieder neu zu erfinden.
Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit Ānn – Verein für Kunst, Kultur und Solidarität realisiert. ĀNN ist eine wiener Plattform zur Förderung des Diskurses über religiöse, rassistische, sexuelle und geschlechtliche Diskriminierung von Minderheiten in der Kunst.