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11.4.2020
26.1.2021

Marlene Maier (*1989 in Steyr) lebt und arbeitet in Wien und studierte Kunst und Medien an der Akademie der bildenden Künste Wien sowie an der Kyoto University of Art and Design. Ihre Arbeiten wurden international in Ausstellungen und auf Filmfestivals gezeigt, u.a. Kunsthalle Wien, Diagonale – Festival des österreichischen Films, Crossing Europe Filmfestival, Galerie Fünfzigzwanzig Salzburg, Digital Ecologies – Plovdiv (BG) Kasseler Dokfest (DE), IMPAKT Festival – Utrecht (NL), Institut français du Japon, Kansai (JP). 2019 erhielt sie vom österreichischen Bundeskanzleramt das Startstipendium für Video- und Medienkunst, 2017 wurde ihr der Preis der Kunsthalle Wien, der Preis der Akademie sowie eine Lobende Erwähnung im Rahmen des 34. Kasseler Dokfest verliehen.

Unreal Engines
HD-Video, Farbe, Sound, 2019
12:23 min

In der abendländischen Philosophie ist die Lüge traditionell mit dem Bild des Schattens assoziiert. In Platons Höhlengleichnis sind es bekanntlich die Schattenspiele an der Höhlenwand, die die Blicke der Gefangenen bannen und ihre Erkenntniskräfte blockieren. Noch prominenter wird die Schattenmetapher in der Epoche der Aufklärung, die sich explizit als das Andere des Schattens, als Bewegung des Lichts definiert. Sie gibt das Schema modernen Erkenntnisstrebens vor: Was im Dunkeln liegt, soll erhellt werden, die Tiefenschichten der menschlichen Psyche ebenso wie entlegene, „dunkle Kontinente“. Dass die Moderne, indem sie Licht ins Dunkel bringt, zugleich auch selbst neue Schattenzonen produziert, weite Areale der Unsichtbarkeit und der Unterdrückung, darüber gibt sie wenn dann nur rhetorisch Rechenschaft. Neben den berühmten Schattenfiguren der Philosophie, den Schatten, die verdunkeln, gibt es aber auch solche, die sichtbar machen: „Digital Shadows“ etwa sind Mitschriften unserer Aktivitäten im Internet, mithin die Form, in der wir im digitalen Raum in Erscheinung treten und für Unternehmen unterschiedlicher Couleur sichtbar – und vor allem verwertbar – werden.

In ihrer Filminstallation Unreal Engines spürt Marlene Maier der Dialektik des Schattens – als Metapher und Phänomen – entlang unterschiedlicher Erzählstränge nach. Wir sehen Schatten, die über eine Felswand huschen; scharfumrissene Schlagschatten auf den Terrassen einer scheinbar untergegangenen Stadt, die diskreten, kaum sichtbaren Schatten in den Unebenheiten einer Schneedecke; Schatten, die über das Fell eines Tieres gleiten. Maier entnimmt ihre Schattenimpressionen Videogames und unterschiedlichen 3D-Anwendungen. Es sind die flüchtigen, doppelt chimärischen Schatten des Digitalen, die sie interessieren.

Das Voice-Over ist eine Textcollage aus Fragmenten von Chatrooms und unterschiedlichen Tutorials, die Maier frei um- und weiterformuliert hat. Eine Quelle bildeten Onlineforen zu sogenannten Grafik-Engines, Programmelementen zur Generierung von 3D-Welten. Schatten spielen für die Erstellung solcher Welten eine zentrale Rolle. Ob eine Animation plausibel erscheint, hängt wesentlich davon ab, wie die Schattenzonen eines virtuellen Körpers oder Raums moduliert bzw. berechnet sind. Kurz: Noch die fantastischsten Bildwelten können, sofern der Schatten richtig fällt, vom menschlichen Gehirn als wirkliche, real existente akzeptiert werden. Unsere Wahrnehmung und Vorstellungskraft werden hier gleichermaßen erweitert wie manipuliert. Welche Konsequenzen das für den menschlichen Selbst- und Weltbezug hat, ist bekanntlich noch wenig erforscht.

Von der technischen Frage nach dem „perfekten, computergenerierten Schatten“ gelangt Maier zu einer philosophischen: Wenn Realität nur ein Effekt ist – evoziert durch den planvollen Wechsel von hell und dunkel bzw. Einsen und Nullen –, wie substanziell ist dann dessen Adressat, das Ich? Sie enthält sich einer eindeutigen Antwort, gibt aber Indizien. „I’m composed of a virtual shadow trying to mimick a world that has never been there in the first place“, heißt es an einer Stelle lakonisch. Am Ende von Unreal Engines, so scheint es, bleibt vom Subjekt nicht viel mehr als eine Datenspur, ein digitaler Schatten auf der vergeblichen Suche nach sich selbst.

Text von Maximilian Steinborn (Kunsthalle Wien)

Marlene Maier

Memphis Stream #2

Marlene Maier

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