In einer Mischung aus Performance und Workshop werden publikumsoffene Kampfübungen durchgeführt, an denen alle teilnehmen können, um kulturelle "Verbote" und gesellschaftlich „Zulässiges“ zu hinterfragen. Die Mindestteilnahme besteht in der Beobachtung, eine Höchstbeteiligung wäre das Agieren außerhalb der eigenen Komfortzone. Ein Trainer leitet die Teilnehmenden an. Ergänzend zu den körperlichen Übungen bringen Performer*innen serielle Dialoge ein, in denen die Rollen von Opfern und Angreifern getauscht und untersucht werden.
Bequeme Kleidung wird empfohlen.
Die theoretischen Bezüge des Projekts basieren auf Chantal Mouffes Konzept, den Agonismus und das Politische in den öffentlichen Raum zurückzubringen (In: „Hegemonie und sozialistische Strategie", 1985 zusammen mit Ernesto Laclau). Mouffe schlägt ein agonistisches demokratisches Modell vor, das darauf fokussiert, innerhalb des notwendigerweise konfliktreichen demokratischen Rahmens politische Feinde in Gegenspieler zu verwandeln. Das Projekt erforscht Begriffe wie Zulässigkeit, Toleranz und Verbot, Identifikation mit Opfern/Aggressoren und „das Andere“ als etwas, was unsere Identität destabilisiert. Wie können Gegensätze überwunden werden, ohne dabei Wünsche oder Rechte im Rahmen des gesellschaftlichen Konsens zu beschneiden oder zu unterdrücken?
Die Performance ist inspiriert von Systema, einer russischen Kampfkunst, die beim Militär als Überlebenstraining eingesetzt wird und von der behauptet wird, sie vermittle ein Gefühl von "Selbstheilung". Ursprünglich handelt es sich um ein Nahkampftraining aus Haltegriffen, Messer- und Schusswaffenkampf. Ein Bewegungsmix aus Systema, verschiedenen anderen Kampfkünsten und Kontaktimprovisation (ohne Waffen und Messer) bildet die Grundlage für die performativen Übungen. Sie werden durch Dialoge/Monologe der Performern*innen ergänzt, „innere Stimmen“ der Kämpfenden, die unsere Konzepte und Körper zu "Grenzen", Aggressionen und Viktimisierung befragen. Unsere Widersprüche kommen ins Spiel.